Frauenbewegungen Muttertag

Die Geschichte und Bräuche zum Muttertag

Am zweiten Sonntag im Mai feiern wir den Muttertag zu Ehren unserer Mütter. Manche sagen, der Muttertag kommt vom NS-Regime. Andere wiederum gehen davon aus, dass der Ehrentag – ähnlich wie der Valentinstag – eine Erfindung der amerikanischen Blumenindustrie ist. Ein Blick auf die Geschichte des Muttertags.

 

Ursprünge des Muttertags

Den Muttertag gab es schon lange vor der NS-Zeit und auch schon lange, bevor die Vereinigten Staaten überhaupt existierten. 250 Jahre vor Christus glaubten die antiken Griechen an die Göttin Rhea und auch die Römer hielten im Rahmen des Kybele- und Attiskult Verehrungsrituale ab. Diese Anbetung war eine Art Muttertagsfest, da die Göttinnen als Mutter der Götter und Menschen galten.

Der englische „Mothering Day“

Im 13. Jahrhundert führte Heinrich III. in England den sogenannten „Mothering Day“ ein. Die Christen sollten an diesem Tag der „Mutter Kirche“ gedenken. So kam die ganze Familie zusammen und ging gemeinsam in die Kirche. 1644 verfestigte man in Worcester tatsächlich den Muttertag. Demnach wurde es ein Ehrentag, an dem die Familie ein Fest feierte und die Kinder ihre Mütter mit kleinen Geschenken, Blumen und einem „Mothering cake“ überraschten.

Auch der französische Herrscher Napoleon wollte Anfang des 19. Jahrhunderts einen Tag zu Ehren der Mütter einführen. Doch 1815 wurde das Regime gestürzt, so konnte das Vorhaben nicht mehr umgesetzt werden.

 

Frauenbewegungen rufen den Muttertag ins Leben

Der Muttertag in seiner heutigen Form entstand durch die Arbeit der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegungen. Eine bekannte Vertreterin dieser, Julia Ward Howe, startete 1870 eine Mütter-Friedenstag-Initiative. Sie wollte, dass Söhne nicht mehr im Krieg geopfert und Mütter und deren Mühen geehrt würden. Doch die Forderungen blieben vorerst unerfüllt.

Anna Maria Reeves Jarvis – die „Begründerin“ des Muttertags

1865 versuchte Ann Maria Reeves Jarvis, eine Mütterbewegung namens „Mothers Friendship Day“ zu gründen. Mütter konnten sich bei einem gemeinsamen Treffen über aktuelle Themen austauschen. Am 9. Mai 1905 starb ihre Mutter, Marie Reeves Jarvis. Diese war ebenfalls Frauenrechtlerin und setzte sich für Frieden ein. Außerdem bekämpfte sie die schlechten hygienischen Verhältnisse, die zu einer hohen Kindersterblichkeit führten.

Mit einem Feiertag zu Ehren der Mütter wollte ihre Tochter die Leistungen ihrer Mutter unvergessen machen und Rechte für Frauen, wie beispielsweise das Wahlrecht, durchsetzen. Am zweiten Todestag der Mutter veranstaltete sie in Grafton eom „Memorial Mothers Day Meeting“. Im Jahr darauf widmete die Methodistenkirche in Grafton eine Andacht zu Ehren aller Mütter. Vor die Kirche legte sie 500 weiße Nelken als Zeichen der Liebe zu ihrer verstorbenen Mutter.

Anna Maria Reeves Jarvis wollte nun einen offiziellen Muttertag schaffen und startete eine entsprechende Initiative. Sie schrieb Briefe an Geschäftsleute, Politiker, Frauenvereine und Geistliche – die Bewegung vergrößerte sich dadurch schnell. Schon 1909 feierten 45 Staaten der USA den Muttertag, die Methodisten führten den Ehrentag offiziell 1912 in West Virginia ein.

Der US-Kongress erließ am 8. Mai 1914 die „Joint Resolution Designating the Second Sunday in May as Mothers Day“. Am 2. Sonntag im Mai galt nun offiziell als Muttertag. Als Zeichen der Liebe und Verehrung der Mütter sollte der Präsident der USA die öffentlichen Gebäude beflaggen, was Woodrow Wilson nach im gleichen Jahr tat.

„Lasst Blumen sprechen!“

Den Slogan „Lasst Blumen sprechen“ führte Jarvis ein. Demnach standen rote Nelken für lebende Mütter, weiße für bereits verstorbene. Bald darauf entdecke die Wirtschaft den Wert des Ehrentags. Muttertagsgeschenke wie Blumen, Parfums, Pralinen, Schmuck oder Haushaltsgeräte rückten in den Vordergrund.

Die internationale Kommerzialisierung lehnte Jarvis ab. Ihre Botschaft ging mehr und mehr verloren. So zog sie vor Gericht, verlor den Prozess jedoch. Sie wandte sich von der Bewegung ab und bereute, den Feiertag ins Leben gerufen zu haben. Sie kämpfte sogar für die Abschaffung des Tages. Erfolglos. Anna Maria Reeves Jarvis starb 1948 in einem Altenheim in Philadelphia. Sie wurde selbst nie Mutter.

 

Muttertag von der NS-Zeit bis heute

Der Muttertag schwappte aus den Vereinigten Staaten schnell nach England und von da weiter ins westliche Europa. Deutschland feierte ihn offiziell zum ersten Mal im Jahr 1923.

Muttertag und das NS-Regime

Der Muttertag wurde zwar nicht von den Nazis erfunden, doch der Ehrentag diente vorwiegend der nationalsozialistischen Propaganda. Bereits 1933 benannte das Regime den Muttertag in den „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“ um.

Das Mutterbild der Nazis diente der Propaganda. So wurden familiäre Werte dazu eingesetzt, um den Menschen zu manipulieren. Die „bürgerliche Hausfrau“ sollte dem Deutschen Reich dienen und ihm viele „arische Kinder“ gebären und für die Familie sorgen. Ihr wurde bei der Geburt ihres achten Kindes das „goldene Mutterkreuz“ verliehen.

Muttertag in der Nachkriegszeit und heute

Nach dem zweiten Weltkrieg brachten stationierte US-Amerikaner den Muttertag wieder nach West-Deutschland. In der DDR feierten die Menschen hingegen des Internationalen Frauentag, wie auch andere Länder des Ostblocks. Dies sollte die feindliche Haltung im Kalten Krieg zeigen, da die Politiker der osteuropäischen Staaten den US-amerikanischen Muttertag ablehnten. In Ostdeutschland wird der Muttertag erst seit der Wiedervereinigung gefeiert.

Der Muttertag, wie wir ihn heute kennen, wird mittlerweile in über 50 Ländern gefeiert. Das Datum und die Bräuche unterscheiden sich jedoch. In Deutschland schenken kleinere Kinder ihrer Mutter beispielsweise selbstgebastelte Karten oder bemalte Pappherzen. Ältere Kinder oder Erwachsene schenken ihren Müttern häufig Blumen und kleine Geschenke wie Pralinen oder Gutscheine und machen für sie das Frühstück und Hausarbeiten.


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