Entstehung der Landkarten

Einblick in die Kartografie: Die Entstehung der Landkarten

Der Autoatlas, die Karten-App und Touristen-Stadtkarten sind alltägliche Begleiter. Landkarten gibt es schon seit hunderten von Jahren. Doch wie kam es dazu, dass Menschen begannen, Stadtpläne und Weltkarten zu zeichnen? Ein Einblick in die interessante Geschichte der Kartografie.

Laut Definition ist die Kartografie übrigens „die Lehre von der redaktionellen, gestalterischen und technischen Erstellung von Landkarten, die auf Vermessungsdaten, Luft- oder Satellitenbildern bzw. Computertechniken basiert“. Landkarten gibt es vermutlich schon so lange, wie es die Zivilisation der Menschen gibt, doch haben sich die Methoden in der Kartografie geändert.

 

Landkarten von der Antike bis zum Mittelalter

Schon in der Altsteinzeit versuchten die Menschen, geografische Gegebenheiten festzuhalten. Sie ritzten Zeichen in Stein, Knochen und Horn, um sich zu orientieren. Die vermutlich älteste Karte ist eine detaillierte Darstellung einer Siedlung um 6200 v.Chr. Auf der Wandmalerei erkennt man die Häuser des Orts aus dem anatolischen Çatal Hüyük, genau wie der Doppelgipfel des Vulkans Hasan Dağı. Systematisch erstellte und kartografische Dokumente in Form von Tontafeln entstanden um 3800 v.Chr. In Mesopotamien. In China und Ägypten verbesserten die Menschen um 2000 v.Chr. die Kartenerstellung anhand von regionalen Karten. Die älteste erhaltene Weltkarte stammt aus dem 6. Jahrhundert v.Chr. und ist eine Tontafel, in die das babylonische Weltbild als Kreis schematisch dargestellt wurde.

Kartografie in der Antike

Im antiken Griechenland machten sich führende Gelehrte daran, Kartografie als wissenschaftliche Disziplin festzulegen und überlegten sich, wie die Gestalt, der Umfang und das Volumen der Erde dargestellt werden kann. Der erste Entwurf einer Weltkarte mit der damaligen Vorstellung der Verteilung von Land und Meer stammt vom Astronomen und Astrophysiker Anaximander von Milet, einem Schüler von Thales. Im 6. Jahrhundert von Christus erkannte Pythagoras angeblich sogar als erster Mensch der Antike, dass die Erde eine Kugel ist. Dies schloss er gemeinsam mit seinen Schülern und Kollegen aus Beobachtungen und Messungen über die Erdkrümmung.

Sehr bekannt ist der Gelehrte Claudius Ptolemäus. Nach ihm ist auch das geozentrische Weltbild, welches die Erde als Mittelpunkt im Sonnensystem sieht, bekannt. Das ptolemäische Weltbild ist maßgebend für die Vorstellungen im europäischen Mittelalter. Erst Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler und Galileo Galilei widerlegten dies in der Neuzeit. Ptolemäus verfasste auch geografische Anleitung und zeichnete zahlreiche Länder- und Weltkarten, die ihm großen Ruhm einbrachten.

Die antiken Römer nutzten Landkarten eher praktisch und nicht für wissenschaftliche Fortschritte. Deshalb sind diese Karten auch nicht wissenschaftlich genau. Auch stellen sie die Erde als Scheibe dar, was aber für die Beschreibung der Weg- und Straßennetze nicht problematisch war. Aus dieser Zeit ist die Tabula Peutingeriana erhalten. Diese von West nach Ost unnatürlich verzerrte Straßenkarte zeigt das römische Reich. Darauf gibt es Angaben zu Militärstationen und Entfernungen.

Das Mittelalter und seine Landkarten

Im Mittelalter entwickelten besonders die muslimischen Geografen Fortschritte in der Kartografie. Auf Grundlage von neuen Beobachtungen, Entdeckungen und Messungen korrigierten sie die Werke von Ptolemäus und beeinflussten somit die europäische Kartografie. Durch den Handel und die Expansion des Reiches stellten Sie hochwertige Karten in großem Umfang her. Besonders bekannt ist dabei die „Weltkarte des Idrisi“. Dabei handelt es sich um die Charta Rogeriana von Abu Abdallah al-Idrisi, die er 1154 im Auftrag von König Rogers II. von Sizilien anfertigte.

Das europäische Weltbild wurde stark von der Kirche und deren Weltanschauung beeinflusst, wodurch die Kartografie der Klöster keinen Fortschritt in diesem Bereich brachte. Da die Menschen streng nach dem christlichen Glauben lebten, passte man auch die Wissenschaft dem Glauben an. So sollte auch die Kartenlehre dem christlichen Weltbild entsprechen. Die Karten waren nach Osten ausgerichtet und sahen die Heilige Stadt Jerusalem als Zentrum.

 

Kartografie: von der frühen Neuzeit bis heute

Im 15. Jahrhundert nahm die Seefahrt zu. Die Portugiesen, Spanier, Niederländer und Engländer benötigten für ihre Entdeckungsreisen präzise und objektive Karten und Wegbeschreibungen. Die voranschreitenden wissenschaftlichen Forschungen setzten so das christliche Weltbild unter Druck.

Die ersten modernen Altlanten erstanden auf Grundlage der „Einführung in die Kosmografie“, einem Globus und einer Weltkarte, welche Martin Waldseemüller und Matthias Ringmann 1507 entwickelten. Weitere Karten hatten besonders für Reisende einen praktischen Nutzen. Durch die Verbreitung des Buchdrucks wurden auch Meilenscheiben (später Entfernungstabellen), Reisekarten (später Straßenatlas), Stadtpläne sowie Stadtansichten aus der Vogelperspektive rasch bekannter.

Genauere Vermessungen und Landkarten entstehen

Besonders in Frankreich entwickelten sich vom 17. Bis zum 19. Jahrhundert wichtige Methoden zur Vermessung von Landflächen. Jaques und César Cassini teilten die Fläche von Frankreich zwischen 1750 und 1793 in Dreiecke auf und maßen diese aus. Am Ende entstand eine genaue topografische Karte von Frankreich, auf der jedes Detail (Schlösser, Kanäle, Dörfer, Windmühlen, Straßen, etc.) eingezeichnet waren. Andere Wissenschaftler bearbeiteten daraufhin weitere Landkarten.

Die Vermessungen beschränkten sich jedoch auf flache Landstriche, das Hochgebirge wurde – wenn überhaupt – schematisch dargestellt. Auch dieses Problem wurde in den nächsten Jahren mit den zwei ersten Bauernkartografen aus Tirol, Anich und Huber, überwunden. Sie arbeiteten mit besseren Triangulationen, gut tragbaren Messinstrumenten und Bergprojektionen, wodurch nun auch Gletscher- und Almregionen präzise abgebildet wurden.

Mit der Entwicklung der Lithografie druckten die Menschen Karten mehrfarbig, wodurch sie anschaulicher und verständlicher waren. Das 19. Jahrhundert wurde zur Hochblüte der deutschen Atlaskartografie.

Landkarten seit dem 20. Jahrhundert

Das 20. Jahrhundert brachte auch in diesem Bereich radikale Veränderungen, besonders bei der Herstellung und Reproduktion. Mit der Zeit wurden Flugzeuge, Kameras, Satelliten und Computer zu wichtigen Hilfsmitteln bei der Erstellung detaillierter Karten, die auch heute einen essentiellen Charakter haben. Die Luftvermessung erreichte es, dass die Geodäten die Gebiete aus der Luft präzise vermaßen. Mit den modernen Geoinformationssystemen (GIS) arbeiten die Kartografen mit Computern. Daten und Bilder aus dem Weltraum sorgen dafür, dass mit dem PC exakte dreidimensionale Karten entstehen, weshalb jeder Fleck auf der Erde entdeckt werden kann.

Mittlerweile ist jedes Smartphone mit einer Karten-App ausgestattet und die Nutzer können sich ihre Routen bequem mit einem Fingerwisch anzeigen lassen. Wer weiß, wohin die Geschichte der Kartografie uns noch führen wird…

 


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