Weihnachtsmann

10 Weihnachtsmythen – und was dahinter steckt

Das Fest der Liebe lebt von Traditionen, Bräuchen und Legenden. Doch wie das bei Überlieferungen häufig so ist: der Wahrheitsgehalt ist meist anzuzweifeln. Ist der Weihnachtsmann eine Erfindung von Coca-Cola? Warum hat Rentier Rudolph eine rote Nase? Und nehmen wir zu Weihnachten wirklich zu? Diese und weitere Weihnachtsmythen stellen wir Ihnen hier vor.

 

Mythos 1: Der Weihnachtsmann ist eine Erfindung von Coca-Cola

Weihnachtsmann

Der Klassiker unter den Weihnachtsmythen stimmt nicht ganz. Die Figur des Weihnachtsmanns stammt vom Bischof Nikolaus von Myra, der bis heute an seinem Todestag kommt, um Kinder und arme Menschen zu beschenken. Die Reformation etablierte das Christkind, welches von nun an am Heiligabend die Geschenke brachte. Diese neue Tradition erfuhr viele Anhänger im katholischen Süden und Westen Europas, während sich im Osten und Norden Europas der Nikolaus mit seinem Gehilfen Knecht Ruprecht etablierte.

Mit der Zeit verschmolzen die beiden Figuren miteinander. So übernahm der Nikolaus dessen Stiefel, den Sack mit Geschenken und auch die Rute. Gleich blieben aber der charakteristische rote Mantel und die Bischofsmütze. Diese veränderte sich allerdings immer weiter, bis sie zur heutigen Weihnachtsmannmütze wurde. Der Sinterklaas entstand.

In Amerika feierten die ersten niederländischen Siedler ein Fest zu Ehren von Sinterklaas im früheren New Amsterdam. Dies griffen die „Knickerbocker“, die Oberschicht New Yorks, wieder auf. So etablierte sich die weihnachtliche Figur auch in den USA.

Die ersten Interpretationen des Santa Claus

Tatsächlich wurde der Weihnachtsmann nicht erst durch Coca-Cola bekannt. Viele Lieder, Gedichte und Kunstwerke interpretierten die historische Figur des Bischofs von Myra auf unterschiedliche Weise. 1844 erschien der Weihnachtsmann, der dem heutigen Santa Claus sehr ähnelte, in dem Buch „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann. Und 1863 veröffentlichte der Karikaturist Thomas Nast eine Zeichnung zum Thema in dem Wochenmagazin Harper´s Weekly. Er bildete Santa Claus als einen molligen, gut gelaunten, alten Mann im roten Mantel ab, der einen langen Rauschebart hatte und mit dem Rentierschlitten auf dem Dach stand.

Dieses Erscheinungsbild griff der schwedische Grafiker Haddon Sundblom auf. Er entwarf 1931 eine weihnachtliche Werbekampagne für Coca-Cola und orientierte sich dabei stark an den bisherigen Entwürfen. Bis 1966 zeichnete er jedes Jahr die Coca-Cola-Werbung. Die Vorlage für das Gesicht lieferte angeblich ein Freund des Künstlers.

Der Mythos, dass Coca-Cola den Weihnachtsmann erfand stimmt also nicht. Allerdings prägte der Konzern die Figur des dicken, alten Mannes mit Rauschebart und rotem Mantel so sehr, dass dieses einheitliche Bild in unseren Köpfen fest verankert ist.

 

Mythos 2: Weihnachten ist das Fest der Liebe

Das mag bei einigen Menschen zutreffen, doch häufig ist Weihnachten ein echter Beziehungskiller. Laut Statistik steigt die Scheidungsrate nach den Feiertagen deutlich. Auch eine Umfrage des „American Psychological Association“ ergab, dass 61 Prozent der Befragten in der Weihnachtszeit Beziehungsprobleme haben.Junges Paar streitet sich zu Weihnachten

Die Gründe dafür sind zum einen die hohen Erwartungen und somit Enttäuschungen, wenn diese während der stressigen Festtagen nicht erfüllt werden. Aber auch finanzielle Ursachen führen häufig zu Streit. Dabei geht es häufig darum, dass die Schenkenden zu viel Geld ausgeben – besonders bei der Wahl der Präsente für Freunde oder Verwandte.

Selbstmordrate zu Weihnachten

Dies ist ein weiterer Irrglaube. Auch, wenn es Beziehungsprobleme gibt: die Zahl der Selbstmorde steigt nicht. Allgemein denken viele Menschen, dass in dieser dunklen und kalten Zeit des Jahres Streit mit der Familie, Depressionen oder die Traurigkeit einsamer Menschen dazu führen, Suizid zu begehen. Doch amerikanische und irische Studien haben keinen Zusammenhang gefunden. Erstaunlicherweise brächten sich die meisten Menschen sogar eher in wärmeren Monaten um. In Finnland steige die Selbstmordrate vorwiegend im Herbst, in Ungarn im Sommer.

 

Mythos 3: An den Feiertagen nehmen wir circa zwei Kilo zu

Laut dem Volkmund nehmen wir besonders zu, wenn wir am späten Abend viel essen, da der Stoffwechsel abgebremst werden würde. Fakt: dies hat keine Studie jemals bestätigt!

Weihnachten ist nicht gerade das Fest der „gesunden Speisen“, dennoch nimmt man nicht so sehr zu, wie das irrtümlich angenommen wird. Um tatsächlich zuzunehmen, müssten die Menschen etwa 18.000 Kilokalorien während der Festtage zu sich nehmen – also ungefähr eine Fünf-Kilo-Weihnachtsganz plus der gängigen Beilagen. Pro Person! Tatsächlich beträgt die Gewichtszunahme nur etwa 370 Gramm.

Forscher sind sich also einig: zwischen Neujahr und Weihnachten nehmen die Naschkatzen eher zu als anders herum. Dennoch können wir neben der ganzen Schlemmerei auf die Gesundheit achten. So sind beispielsweise Spaziergänge zwischen den Mahlzeiten sowie ein Glas Wasser zwischen Sekt und Wein hilfreiche Begleiter. Sie sorgen nicht nur dafür, dass sich nicht ganz so viele Kalorien ansammeln. Sie sind auch generell gut für die Gesundheit und das weihnachtliche Wohlbefinden.

 

Mythos 4: Der Weihnachtsstern ist giftig!

Mediziner sind sich einig: dieser Glaube sei völlig aus der Luft gegriffen! Tierversuche und Aufzeichnungen der amerikanischen Giftzentrale haben bewiesen, dass dem nicht so ist. Ratten haben demnach bei der Studie 500 Weihnachtssternblätter vertilgt, ohne irgendwelche Vergiftungserscheinungen aufzuweisen. Und auch kein Mensch ist nach Kontakt oder Aufnahme von Teilen der Zimmerpflanze gestorben.

Die Diterpene im Milchsaft kann bei der Wildform des Weihnachtssterns zu Hautreizungen oder Verdauungsstörungen führen. Aber keine Panik: die handelsübliche Zuchtform weist diese Stoffe nicht auf!

 

Mythos 5: Jesus Christus wurde an Heiligabend geboren

Krippenszene Geburt JesusDafür gibt es keine Beweise. Auch die Bibel gibt keinerlei Hinweise auf ein Datum der Geburt von Jesus Christus. Experten sind sich ebenfalls unsicher. Der Publizist Michael Hesemann kombinierte biblische Nachrichten mit römischen und jüdischen Überlieferungen. So kam er zu dem Schluss, dass Jesus am 9. März des Jahres 5 vor Christus geboren wurde. Der Evangelist Lukas beschrieb die Hintergründe der Geburt sehr genau: „„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die erste und geschah zu der Zeit, als Cyrenius Landpfleger in Syrien war.“ Doch die Volkszählung fand im Jahre 6 oder 7 n.Chr. statt, Cyrenius soll allerdings schon 5 v.Chr. mit einer Zensur beauftragt worden sein. Dazwischen liegen also rund zehn Jahre.

Ein weiterer Punkt aus der Bibel ist, dass der jüdische König Herodes Kinder Bethlehems ermorden ließ, nachdem die drei Weisen aus dem Morgenland ihm von der Geburt des neuen Königs der Juden erzählten. Herodes starb allerdings schon im Jahre 4 v.Chr.

Warum wir denken, Jesus wurde am 24. Dezember geboren, hat wahrscheinlich einen anderen Grund. Im Mittelalter wurde der Julianische Kalender eingeführt. Demnach feierten Heiden am 25. Dezember die Wintersonnenwende. Doch die Christen wollten die Menschen in ihre Glaubenskultur einbinden – und heidnische Bräuche aus dem öffentlichen Raum verdrängen. So wurde die Geburt von Jesus Christus einfach auf den Tag der Wintersonnenwende verschoben.

 

Mythos 6: Nach den Feiertagen wird alles billiger

Da kommt es darauf an, was Sie kaufen möchten. Restposten und Ware, die der neuen Saison weichen müssen, werden reduziert. So können Sie nach den Feiertagen und im Januar besonders bei Kleidung, Möbeln und Haushaltswaren auf Schnäppchen hoffen. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass das gewünschte Teil schon vergriffen ist.

Günstigere Elektroartikel sind jedoch eher unwahrscheinlich. Sie sind sogar vor dem Fest häufig billiger als nach Weihnachten! Grund dafür sind starke Nachfrage und somit eine größere Konkurrenz der Anbieter, technische Fortschritte sowie geringere Produktionskosten.

Geschenke sollten also schon vor Weihnachten besorgt werden. Gibt es konkrete Wünsche, lohnt es sich meist, schnell zuzugreifen. Das Risiko, dass der Artikel nach den Feiertagen vergriffen ist, kann große Enttäuschungen hervorrufen. Träumen Sie allerdings von einer neuen Winterjacke oder einem schönen Sofa können Sie nach Weihnachten Prospekte nach Lust und Laune durchstöbern. Vielleicht lassen sich so einige Preisknaller abstauben!

 

Mythos 7: Wir schenken, um anderen eine Freude zu machen

Dies lässt sich relativ leicht beantworten: Der Mensch ist egoistisch, also Nein! Er schenkt immer mit einer großen Portion an Eigennutz. Die Zufriedenheit steigt, wenn wir etwas Gutes tun. Das haben Sie sicher auch schon mal beim Schenken verspürt.

Wissenschaftler bezeichnen das den „Warm Glow Effekt“. Wenn wir anderen Menschen etwas schenken oder auch während der Weihnachtszeit Geld spenden, wird ein Teil des Belohnungszentrums im Gehirn aktiviert – und wir bekommen ein warmes wohliges Gefühl.

 

Mythos 8: Warum hat Rudolph eine rote Nase?

„Rudolph, the red-nosed reindeer“ ist ein wichtiger Verbündeter des Weihnachtsmanns. Er hilft ihm mit seiner leuchtend roten Nase den Weg durch die Dunkelheit zu den Kindern zu finden, die an Heiligabend beschenkt werden.

Doch wie kann es sein, dass die Nase eines Rentiers als Scheinwerfer fungiert? Der norwegische Biologe Odd Halvorsen erklärte dies 1986 im Fachblatt „Parasitology Today“ damit, dass Rudolph womöglich unter Parasitenbefall leide. Rentiere hätten demnach zwanzig einzigartige Mikroben in den Nasenhöhlen. Diese könnten in Ausnahmefällen für eine solche Färbung sorgen.

Andere Wissenschaftler aus den Niederlanden und Norwegen glauben allerdings, dass die Nase des vierbeinigen Helfers besonders viele rote Blutkörperchen enthalte. Nach Untersuchungen stellten sie fest, dass Rentiere ein Viertel mehr Blutäderchen in ihren Nasen haben als Menschen. Diese transportieren Sauerstoff und helfen bei der Kontrolle der tierischen Körpertemperatur. Diese Erkenntnis bestätigten auch Infrarotaufnahmen von Rentieren, die sich körperlich anstrengten.

Dies führe dazu, dass Rudolph „anatomisch und physiologisch“ geeignet sei, als fliegender Begleiter des Weihnachtsmanns zu arbeiten, so die Forscher. Glück gehabt!

 

Mythos 9: Geschenke gibt es am 24. Dezember

Was bei uns normal ist, ist in anderen Ländern keineswegs der Fall. Auch, wenn in den meisten Ländern die Weihnachtsgeschenke zu Heiligabend unter dem geschmückten Weihnachtsbaum ausgepackt werden.

Kinder in den USA, Portugal und Großbritannien finden ihre Geschenke am Morgen des 25. Dezembers in großen Strümpfen vor dem Kamin. Auch Kinder in Albanien haben erst am ersten Weihnachtsfeiertag Bescherung. Russland und Griechenland feiern erst in der Silvesternacht Weihnachten. Und in Teilen Italiens bringt die Hexe „La Befana“ sogar erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag, die Geschenke.

 

3 Weisen folgen Stern von Bethlehem

Mythos 10: Stern von Bethlehem

Im Matthäusevangelium steht, dass die Weisen aus dem Morgenland einem strahlend hellen Stern folgten, um den neuen König der Juden zu huldigen. Der Stern führte sie der Bibel nach bis zum Stall, in dem Jesus Christus geboren wurde. Aber was war da am Himmel wirklich? Astronomen schwanken zwischen einer Supernova, einem Kometen oder einem Planeten.

Antike Quellen dokumentieren, dass sich vor gut 2000 Jahren der Halleysche Komet der Erde näherte. Chinesische Forscher ermittelten einen weiteren Kometen. Doch astronomische Berechnungen konnten nicht eindeutig bestätigen, dass zur Zeit der Geburt von Jesus ein solcher Schweifstern am Himmel schien.

Wenn große Sterne explodieren überstrahlt ihr Leuchten alle anderen. Dies ist eine Supernova. Das Phänomen könnte dafür verantwortlich sein, dass ein großer Stern über Bethlehem stand. Allerdings fanden chinesische Astronomen des Altertums keinerlei derartigen Erscheinungen zu dieser Zeit. Auch die spätere Untersuchung himmlischer Überreste ergab nichts Passendes.

Bleibt noch die dritte Erklärung. Ungefähr zur Zeit der Geburt von Jesus ereignete sich tatsächlich ein seltenes Schauspiel am Himmel. Die beiden Planeten Saturn und Jupiter kamen sich innerhalb eines Jahres dreimal sehr nahe. Jupiter steht im Morgenland für den Königsstern und die Planeten trafen im Sternbild Fische aufeinander, welches für Palästina stand. Dies kann also als „neuer König in Palästina“ interpretiert werden. Allerdings beschreibt Matthäus nur einen hellen Stern. Die Planeten standen in der Zeit zwar nah beieinander, doch nicht als einzelner Lichtpunkt. Doch vielleicht lag dies einfach an der dichterischen Freiheit und die drei Weisen folgten diesem Phänomen – wahrscheinlich als die beiden anderen Erklärungen ist es allemal.

 


Bilder

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Quellen

Galileo: Wer hat den Weihnachtsmann erfunden?
Markenlexikon: Wie der Weihnachtsmann zum rot-weißen Geschenkebringer wurde
BigFM: Studie: Das ist der häufigste Grund für Beziehungsstreit an Weihnachten
Medizinauskunft: Weihnachten: Fest der Pfunde?
Informationszentrale gegen Vergiftungen: Weihnachtsstern
Welt: Wann Jesus wirklich geboren worden ist und wo
Zeit: Was hat die Wintersonnenwende mit Weihnachten zu tun?
Abendblatt: Nach Weihnachten wird Einkaufen billiger
SPIEGEL: Fünf Weihnachtsmythen. Die rote Nase von Rentier Rudolph
SPIEGEL: Fünf Weihnachtsmythen. Der Stern von Bethlehem