Hochzeitsbräuche gibt es in so gut wie allen Teilen der Welt. Die Vermählung zweier Menschen gilt in allen Kulturen als ein sehr wichtiges Ereignis, das einen neuen Lebensabschnitt einläutet und dem somit eine entsprechend große Bedeutung innewohnt. Die unterschiedlichen Hochzeitsbräuche dienen jedoch nicht nur dazu, die immense Wichtigkeit dieses Ereignisses hervorzuheben, sondern haben zugleich auch oft eine mystische Bedeutung. So sollen böse Geister vertrieben und das Glück herbeigerufen werden, sodass das Brautpaar auf eine lange und glückliche Ehe hoffen darf.
Auch der deutschsprachige Raum ist reich an Hochzeitsbräuchen. Während einige davon nach wie vor praktiziert werden, sind andere bereits in Vergessenheit geraten oder einfach von neuen ersetzt worden. Dazu kommen immer wieder neue Trends, die jahrhundertealte Traditionen verdrängen. Während sich einige dieser Neuentwicklungen als recht kurzlebig erweisen, gelingt es anderen wiederum, sich dauerhaft zu etablieren.
Deutschland ist reich an alten Hochzeitsbräuchen, die über die Jahrhunderte tradiert wurden. Hinzu kommen zahlreiche neue Bräuche, die vorwiegend aus dem angelsächsischen Raum stammen. Viele Bräuche beziehen sich auf das Ende des JunggesellInnen-Lebens und verabschieden Braut oder Bräutigam in die Ehe.
Vor der Hochzeitsfeier
Polterabend
Der Polterabend ist heute einer der populärsten sowie zugleich der ältesten Hochzeitsbräuche überhaupt und findet üblicherweise am Vorabend der Hochzeit statt. Die Ursprünge des Polterabends werden bis in die vorchristliche Zeit zurückdatiert. Die Bedeutung des Polterabends unterscheidet sich je nach Region. So feiern ÖsterreicherInnen den Polterabend eher als feucht-fröhlichen Abschied vom JungesellInnen-Dasein, was vielmehr dem internationalen Brauch des JungesellInnen-Abschieds gleicht. Der Polterabend in Deutschland ist hingegen durch das Zerbrechen von Porzellan gekennzeichnet, was dem zukünftigen Brautpaar Glück bringen soll. Diese Tradition begründet sich auf dem Sprichwort „Scherben bringen Glück“. Der Polterabend selbst umfasst wiederum eine Vielzahl verschiedener Bräuche, die von Region zu Region variieren.
Der Polterabend ist eine lockere und ungezwungene Veranstaltung, bei der es weder offizielle Einladungen, noch eine Kleiderordnung gibt. In der Regel versammeln sich Verwandte, FreundInnen und Bekannte des Brautpaares vor dem Elternhaus der Braut und zerbrechen dort unterschiedliche Gegenstände aus Ton, Keramik und Porzellan, was dem Brautpaar für seine gemeinsame Zukunft Glück bringen soll. Glas und Spiegel dürfen hingegen nicht zerbrochen werden, da dies ausgesprochenes Unglück bringen würde. Danach müssen Braut und Bräutigam den Scherbenhaufen gemeinsam aufräumen.
In den Ablauf des Polsterabends sind nicht nur vielerlei Scherze, sondern auch zahlreiche weitere Bräuche integriert. Zu diesen zählen:
Kranzbinden
Den Hochzeitsbrauch des Kranzbindens gibt es in unterschiedlichen Formen in zahlreichen Regionen Deutschlands. Teilweise werden diese Bräuche auch heute noch gelebt. Eine ganz besonders interessante Form des Kranzbindens gab es von Beginn des 19. Jahrhunderts bis etwa zum Ende des Ersten Weltkriegs in und um Bremen. Dort stellte der Brauch des Kranzbindens eine Form des heute weitverbreiteten Polterabends dar. Die beste Freundin der Braut veranstaltete eine Feier, zu der die Braut mitsamt ihren weiteren Freundinnen sowie der Bräutigam mit seinen Freunden eingeladen waren. Während der Feier flochten die Teilnehmerinnen den Brautkranz, den die Braut auch sogleich trug. Des Weiteren flochten sie auch einen Myrtenkranz. In einem aufwendig inszenierten Schauspiel losten die Teilnehmer des Festes unter den noch unverheirateten Kranzflechterinnen die nächste Braut aus. Diese bekam den Myrtenkranz und wurde damit zur sogenannten Myrtenbraut. Nach Abschluss dieser feierlichen Zeremonie folgte meist ein ausgelassener Tanzball.
Hose verbrennen
Hierbei verbrennen TeilnehmerInnen des Polterabends die Hose des Bräutigams. Diese Handlung symbolisiert, dass der Bräutigam in Zukunft nicht mehr die Hosen anhaben wird. Zuerst graben die TeilnehmerInnen ein Loch. In dieses legen sie die Hose des Bräutigams und verbrennen sie dort. Währenddessen ist es üblich, dass die TeilnehmerInnen ein Glas Korn trinken. Die Flasche mit dem restlichen Korn wird im Anschluss daran zusammen mit der verbrannten Hose vergraben. Nach einem Jahr treffen sich alle TeilnehmerInnen an derselben Stelle wieder und graben die Flasche Korn aus. Wie es die Tradition will, wird diese dann ausgetrunken.
Annageln der Schuhe
In manchen Gegenden ist es üblich, um Mitternacht die Schuhe der Braut an ein Holzbrett zu nageln. Dies soll zeigen, dass die Braut nun nicht mehr weglaufen kann. Während des Annagelns können Gedichte und passende Sprüche aufgesagt werden. Manchmal werden die Schuhe nach einem Jahr wieder abgenommen, ähnlich wie bei der Flasche Korn aus dem Brauch des Hose Verbrennens.
Die falsche Braut
Bei diesem vor allem in Bayern anzutreffenden Brauch versucht eine als falsche Braut verkleidete Frau oder auch ein als solche verkleideter Mann, den Bräutigam in „ihren“ Bann zu ziehen. Die Aufgabe des Bräutigams ist es, den Avancen der falschen Braut zu widerstehen und somit die Ehrlichkeit seiner Absichten gegenüber der echten Braut zu beweisen.
Kränzen
Beim Kränzen schmücken die NachbarInnen des Brautpaares die Eingangstür deren Heimes mit einem selbst gefertigten Kranz aus Tannenzweigen, der mit weißen Blumen verziert ist. Das Anbringen des Kranzes durch die männlichen Nachbarn ist eine sehr feierliche Angelegenheit und wird von Gesängen begleitet. Danach kommt der ausgelassene Teil dieses Brauches, bei dem das Brautpaar von den NachbarInnen zum gemeinsamen Trinken geladen wird.
Böllerschießen
In vielen Regionen ist es am Tag der Hochzeit üblich, Böller zu schießen. So sollen einerseits die Brautleute aufgeweckt, und andererseits böse Geister vertrieben werden. Böller gelten zudem auch als gute Vorzeichen. Aufgrund der nicht zu unterschätzenden Gefahr sowie rechtlicher Beschränkungen nimmt das Böllerschießen jedoch immer mehr ab.
Während der Hochzeitsfeier
Blumenkinder
Vielfach ist es üblich, dass Kinder beim Auszug des Brautpaares aus der Kirche Blumen streuen. Dabei handelt es sich meist um Kinder aus Verwandtschaft des Brautpaares. Diese tragen kleine Körbchen voller Blütenblätter und streuen diese auf den Boden. Hierbei handelt es sich um einen sehr alten heidnischen Brauch. Der Duft der Blütenblätter soll die Fruchtbarkeitsgötter auf das Brautpaar aufmerksam machen, sodass sie ihm einen reichen Kindersegen bescheren.
Das Werfen mit Reis
Das Werfen mit Reis ist eine weit verbreitete Begrüßung des Brautpaares, wenn es nach der Trauung aus der Kirche kommt. Die geworfenen Reiskörner sollen für eine hohe Fruchtbarkeit sorgen. Inzwischen wird das Werfen mit Reis aus umweltfreundlichen und moralischen Gründen häufig durch das Pusten von Seifenblasen ersetzt. Diese sind keine Symbole für Fruchtbarkeit, sondern für die Zukunftsträume des Brautpaares. Manchmal lässt die Hochzeitsgesellschaft auch mit Helium gefüllte Luftballons steigen.
Das Hochzeitsauto
Der Brauch des Hochzeitsautos ist ein relativ junger Brauch, den es im Vergleich zu anderen Hochzeitsbräuchen noch nicht sehr lange gibt. Inzwischen ist es üblich, dass das Brautpaar in einem außergewöhnlichen Auto zur Trauung hin und wieder von ihr wegfährt. Dabei kann es sich um einen Oldtimer, einen Sportwagen oder ein besonders luxuriöses Auto handeln. Meist ist das Auto des Brautpaares auch besonders aufwendig mit Blumengebinden geschmückt. Manchmal werden auch Blechdosen an den Auspuff oder die Stoßstange des Brautautos gebunden. Diese erzeugen Lärm und sorgen für Aufmerksamkeit. In der Regel begleitet ein Autokorso das Auto des Brautpaares. Dabei ist es üblich, laut zu hupen, um Aufmerksamkeit für die Hochzeitsgesellschaft zu erregen. Als besonders romantische Alternative zum Hochzeitsauto bieten sich auch Hochzeitskutschen sowie im Winter Hochzeitsschlitten an.
Aufhalten der Hochzeitsgesellschaft
Beim sogenannten Hochzeitaufhalten handelt es sich um ein, in einigen Regionen Deutschlands sowie in den ländlichen Gebieten Österreichs, weit verbreitetes Hochzeitsspiel. Dabei spannen Kinder ein Seil über eine Straße, die vom Hochzeitszug passiert wird. Erreicht der Hochzeitszug das Seil, muss dieser anhalten. Nun sagen die Kinder meist einen passenden Spruch auf, woraufhin sie Geld von den Insassen des angehaltenen Fahrzeugs erhalten. Daraufhin senken die Kinder ihr Seil und das jeweilige Fahrzeug kann seinen Weg fortsetzen. Dies wird so lange fortgeführt, bis alle Fahrzeuge des Hochzeitszuges die Kinder passiert haben. Es gibt zahlreiche Abwandlungen dieses Brauches. So können die Kinder zum Beispiel maskiert sein, oder die Insassen können Münzen aus dem Fenster werfen, sodass die Durchfahrt immer so lange möglich ist, bis die Kinder alle Münzen eingesammelt haben.
Brautentführung
Der Brauch der Brautentführung ist sowohl in Deutschland als auch in Österreich verbreitet. Der Ursprung dieses Hochzeitsbrauches findet sich im sogenannten Recht der ersten Nacht. Dieses -wissenschaftlich/historisch nicht belegte – Recht sprach im Mittelalter dem Adel das Recht auf die Entjungferung der Braut in der Hochzeitnacht zu. Der darauf basierende, heute bekannte Brauch der Brautentführung ist jedoch weit weniger martialisch und hat mit dem Ursprung nicht mehr viel zu tun. Bei den EntführerInnen der Braut handelt es sich in der Regel um FreundInnen der Brautleute. Diese suchen zusammen mit der Braut ein Lokal oder einen anderen Ort auf, während der Bräutigam die Aufgabe hat, seine Braut zu finden. Meist muss der Bräutigam dabei auch noch bestimmte Aufgaben bewältigen. Halten sich Braut und EntführerInnen in einer Gaststätte auf, ist es durchaus üblich, dass der Bräutigam, der Brautvater oder der Brautführer deren Zeche zahlen muss. Für die Braut ist die Brautentführung in ihrer heutigen im Deutschland und Österreich anzutreffenden Form eine eher feucht-fröhliche Angelegenheit mit sehr spielerischem Charakter.
Das Werfen des Brautstraußes
Dieser Brauch ist nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern in weiten Teilen Europas sowie Amerikas verbreitet. Nach der Hochzeit wirft die Braut ihren Brautstrauß hinter sich. Dort haben sich alle unverheirateten Frauen der Hochzeitsgesellschaft versammelt. Diese versuchen nun, den Strauß zu fangen. Jene Frau, der es gelingt, den Strauß zu fangen, wird die nächste Braut sein. Brautsträuße sind bereits seit der Renaissance bekannt. Damals dienten sie jedoch vorrangig dem Zweck, die Braut durch ihren Duft von den starken Weihrauchgerüchen sowie den für die damalige Zeit üblichen, intensiven Körpergerüchen der Hochzeitsgesellschaft abzulenken.
Die Versteigerung des Brautschuhs
In einigen Teilen Deutschlands und Österreichs gibt es den Brauch der Brautschuhversteigerung. Hierbei werden die Schuhe der Braut unter den Hochzeitsgästen durchgereicht und jeder Gast legt sein Gebot in bar in die Schuhe. Zu guter Letzt erreichen die Schuhe den Bräutigam und dieser gibt schließlich das Höchstgebot ab. So bleiben sowohl die Schuhe als auch das Geld beim Brautpaar.
Maschkern
Hierbei handelt es sich um einen vor allem in Österreich und Bayern verbreiteten Hochzeitsbrauch. Dabei spielen FreundInnen und Bekannte der Brautleute lustige Szenen aus deren Leben nach. Als ErzählerIn fungiert ein Kasper. Dies alles geschieht in Maskerade, woher sich wahrscheinlich auch der Begriff Maschkern ableitet. Eine weitere Variante dieses Hochzeitsbrauches ist das „Stören“ des Hochzeitsessens durch nicht eingeladene, maskierte Bekannte der Brautleute.
Das Aufstellen des Kindsbaums
Dieser Brauch ist vor allem in Bayern beheimatet. Dabei handelt es sich um einen stilisierten Baum, der reichlich mit Babysachen behängt wird und an dessen Spitze sich ein Storch befindet. Des Weiteren schmückt auch ein Gedicht den Kindsbaum, dessen Inhalt auf die Erfüllung der ehelichen Pflichten sowie die Zeugung von Nachwuchs innerhalb des ersten Ehejahres hinweist. Ein Jahr nach Überreichung des Kindsbaumes muss das Brautpaar eine Brotzeit für die AufstellerInnen des Kindsbaumes ausrichten.
Der Eröffnungstanz
Der Eröffnungstanz ist der Übergang vom festlichen und förmlichen Teil der Hochzeitsfeier in den ausgelassenen und fröhlichen Teil. Mit diesem Tanz – meist ein Walzer, aber je nach Vorlieben und Fähigkeiten auch häufig ein anderer Tanz – eröffnet das Brautpaar die Tanzfläche für die Hochzeitsgesellschaft. Zur Art und Weise, wie dies geschieht, gibt es mehrere Varianten. Alle beginnen in der Regel damit, dass sich die Gesellschaft auf der Tanzfläche im Kreis versammelt, in dessen Mitte das Paar mit dem Tanz zu einem bewusst ausgewählten, besonderen Lied beginnt. In der einfachsten Variante beginnen noch während dieses Tanzes nach und nach weitere Paare – meist zuerst die TrauzeugInnen und die Elternpaare des Brautpaares – mit dem Tanz und begleiten damit das Brautpaar. In anderen Varianten löst zunächst der Brautvater den Bräutigam ab, woraufhin dieser seine Mutter zum Tanz auffordert. Dann tanzen die Braut mit ihrem Schwiegervater, der Bräutigam mit seiner Schwiegermutter und der Brautvater mit der Mutter des Bräutigams, sodass nach und nach verschiedene Paarkonstellationen aus der nun gemeinsamen Familie miteinander tanzen. Danach ist die Tanzfläche frei für die gesamte Hochzeitsgesellschaft.
Schleiertanz
Den bereits bei den Germanen bekannten Schleiertanz gibt es in mehreren Varianten. Bei der ersten Variante tanzt das Brautpaar unter dem Schleier und die Hochzeitsgäste haben die Möglichkeit, durch das Werfen von Geld den Tanzpartner abzuklatschen. So kann Geld für den Start in das Eheleben gesammelt werden.
Bei einer weiteren Variante rauben Mitglieder der Hochzeitsgesellschaft um Mitternacht den Schleier der Braut und zerschneiden oder zerreißen diesen in zahlreiche Stücke. Die Damen der Hochzeitsgesellschaft erhalten diese Stücke, die symbolisch für den Segen des Brautpaares stehen.
Streiche
Dem Brautpaar Streiche zu spielen, ist ein sehr weit verbreiteter Hochzeitsbrauch. Zu den beliebtesten Streichen zählen das Verstecken von Weckern, die mitten in der Nacht läuten, das Herausnehmen von Sicherungen und Glühbirnen, das Vertauschen von Salz und Zucker, das Umräumen sowie Verstecken von Wohnungsgegenständen, das Einfrieren des Schlüssels zum Schlafzimmer sowie das Dekorieren oder Füllen des Schlafzimmers mit Luftballons.
Zusätzlich dazu können dem Brautpaar Aufgaben gestellt werden, die es lösen muss, um an die versteckten Gegenstände zu kommen. Hier gibt es zahlreiche Spielarten und Abwandlungen, die nicht nur von der jeweiligen Tradition, sondern auch von der Kreativität der TeilnehmerInnen abhängen.
Internationale Hochzeitsbräuche
Es gibt Traditionen am Hochzeitstag, die auf der ganzen Welt ähnlich ausgeprägt sind. Bekannt ist beispielsweise das gemeinsame Anschneiden der Hochzeitstorte. Das Brautpaar hält ein Messer und wer die Hand oben hat, hat auch während der Ehe das Sagen. In manchen Gebieten heißt es allerdings, dass derjenige das Sagen hat, der das Messer hält…
Die Bedeutung des weißen Brautkleids
In den christlich geprägten westlichen Ländern tragen die Bräute meist ein weißes Kleid. Der Adel der Renaissance begann mit dieser Tradition, es etablierte sich in der Allgemeinheit allerdings erst im späten 19. Jahrhundert.
Die weiße Farbe symbolisiert Reinheit, Eleganz und Licht. Gemeinsam mit der Mutter und Freundinnen sucht sich die Braut ihr Kleid aus. Der Bräutigam darf es erst bei der Hochzeit sehen, da es sonst Unglück bringt. Der Aberglaube besagt, dass Dämonen in Anwesenheit des zukünftigen Ehemannes böse Blicke auf sie werfen könnten.
Der weiße Brautschleier
Weiß steht auch für die Jungfräulichkeit. Früher heirateten Paare noch in der Sonntagsgarderobe, die schwarz oder dunkel war. So war der Brautschleier das einzige weiße Accessoire. Da die Braut ab Mitternacht eine Ehefrau war, nahm man den Schleier dann bei einem Schleiertanz abgenommen. Die Braut tanzte dabei alleine und die unverheirateten Frauen versuchten, ein Stück des Schleiers abzureißen, was als Zeichen einer baldigen Hochzeit galt.
Auch heute gibt es diese Tradition in unterschiedlichen Ausprägungen. Häufig spannen die Hochzeitsgesellschaft oder die Eltern des Brautpaars den Schleier über Braut und Bräutigam. Die beiden tanzen gemeinsam unter diesem. Wer mit einem davon tanzen möchte, muss Geld in den Schleier werfen und kann sofort den Tanzpartner ersetzen. Das Geld geht als weiteres Hochzeitsgeschenk an das Brautpaar.
Etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues und etwas Geborgtes
„Something old, something new, something borrowed, something blue“– also „etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas Blaues“. Der Brauch kommt aus England, ist aber auch mittlerweile in anderen westlichen Ländern etabliert.
Etwas Altes ist meist Schmuck, welches ein Familienerbstück darstellt oder etwas, das die Mutter bereits zu ihrer Hochzeit trug. Es symbolisiert die Verbindung zu Herkunft und Familie, steht aber auch für die Dauerhaftigkeit einer Beziehung.
Etwas Neues steht für Glück und die Hoffnungen der Braut auf eine fröhliche Zukunft. Es symbolisiert außerdem den neuen Lebensabschnitt. Meist sind es Brautkleid, Blumen oder die Ringe.
Etwas Geborgtes leihen sich viele von Freunden, weil es für die Unterstützung steht – egal in welcher Lage und welchem Lebensabschnitt. Meist sind es die Handtasche oder auch der Schmuck.
Etwas Blaues steht meistens für ein Strumpfband in der Farbe oder eine blaue Blume im Haar. Die Farbe Blau steht schon seit langer Zeit für Treue, Reinheit, Ehrlichkeit, Liebe und Bescheidenheit. So ist diese Farbe bei Hochzeiten sehr beliebt.
Andere Länder, andere Sitten: Heiratsbräuche weltweit
In vielen Kulturen ist der Trauzeuge besonders wichtig Er verteidigt die Ehre des Brautpaars und organisiert Streiche, Spiele und Hochzeitsbräuche. Neben den bereits genannten Traditionen gibt es in vielen Ländern der Welt unterschiedliche Feierlichkeiten.
Hochzeitsbräuche in den USA
Zwei bis sechs Wochen vor der Hochzeit feiern die Braut und ihre Freundinnen die „bridal shower“. Dabei erhält sie Geschenke wie beispielsweise Babyutensilien, Dinge für den Haushalt oder auch Sexspielzeug. Statt des Polterabends gibt es in den Vereinigten Staaten oft die „bachelor party“. Dies ist der Junggesellenabschied, den Freunde und Verwandte jeweils für Braut und Bräutigam veranstalten. Meist gehen sie in Strip-Lokale und trinken viel Alkohol.
Viele Paare feiern am Abend vor der Hochzeit ein „rehearsal dinner“. Bei der Generalprobe der Trauzeremonie und dem teilweise förmlichen Abendessen sind nur die engsten Freunde und Verwandte eingeladen. Diese kommen auch zur Hochzeit.
Hochzeitsbräuche in Polen
Polnische Hochzeiten hängen stark von der Heimatregion, der Verbundenheit zum Glaubens und dem Hang zu Tradition oder Moderne. Brautjungfern und –führer begleiten das Brautpaar und übernehmen verschiedene Aufgaben. So wollen sie das Paar entlasten, damit es sich um die Feier kümmern kann.
Auch in Polen gibt es Straßensperren, die das Brautpaar auf dem Weg zur Trauung passieren muss. Der Bräutigam muss mit Nachbarn, Freunde und Kollegen der Braut verhandeln, damit er mit seiner zukünftigen Ehefrau weiterfahren darf. Ein übliches Zahlungsmittel sind Flaschen mit Wodka. Dadurch werden die Sperren aufgehoben und das Brautpaar darf – nach Glückwünschen und Geschenken – weiterfahren. Bevor das Paar aus der Kirche kommt, erhält es den Segen von Eltern, nahen Angehörigen und den Taufpaten. Dies ist ein Abschied von den Kindern, weshalb eine Musikkapelle wehmütige Lieder spielt und häufig alle Anwesenden viele Tränen vergießen. Beim Auszug bewerfen die Gäste das Paar mit Reis und Münzen. Es symbolisiert den Wohlstand, das Brautpaar muss es aber selbst aufheben.
Bei der Hochzeitsfeier trinkt das Brautpaar aus miteinander verbundenen Gläsern, die für die Verbindung der Beiden stehen. Nach dem Austrinken des ersten Sekts werfen Braut und Bräutigam sofort das Glas nach hinten über die Schulter. Wessen Glas zuerst zu Bruch geht, dessen Geschlecht wird das erste Kind erhalten. Die Feier begleiten wiederholte „Gorzko“-Rufe, die das Brautpaar zum Küssen vor der gesamten Hochzeitsgesellschaft auffordern. Mit dem Kuss soll der bittere Geschmack des Wodkas erträglich werden.
Um Mitternacht findet auch in Polen ein Schleiertanz statt. Die Brautjungfern bilden einen sich drehenden Kreis um die Braut und verhindern, dass der Bräutigam den Schleier abnehmen kann. Nachdem es ihm gelingt wirft die Braut den Schleier – ähnlich wie hier den Brautstrauß – mit geschlossenen Augen zu ihren Brautjungfern. Die, die diesen fängt, soll als nächstes heiraten. Nun vollführen die Brautführer das Gleiche mit dem Bräutigam. Die Braut muss die Krawatte abnehmen. Anschließend wirft er die Krawatte hinter sich, um den nächsten Bräutigam zu ermitteln.
Persische Hochzeit: Die „Sofreh Aghd“
Die „Sofreh Aghd“ ist eine – heutzutage oft weiße – Hochzeitsdecke aus Seide und mit Spitze verziert. Nach Osten, also dem Licht zugewandt, liegt sie über einem Teppich auf dem Boden, das Brautpaar sitzt darauf. Neben einer musikalischen Begleitung verbrennen die Gäste auch wilde Weinraute, die einen wohltuenden Duft versprüht.
Während der Zeremonie liest ein Hochzeitsredner Gedichte vor. Bei einer muslimischen Trauung trägt ein Imam oder Mullah religiöse Verse vor. Vor der Eheschließung wird gefragt, ob es Einwände gibt. Nachdem der Bräutigam seine Zustimmung zur Hochzeit gegeben hat ist die Braut dran. Diese spielt zuerst die Scheue, weshalb die Gäste häufig fadenscheinige Entschuldigungen rufen. Bei der dritten Wiederholung der Frage gibt sie ihre Antwort. Während der Trauung halten einige Gäste einen Schleier über ihren Köpfen, sie werden mit zerriebenem Kristallzucker bestäubt. Anschließend küssen sie sich, tauschen Ringe und füttern sich mit den Fingern mit Honig aus einem Glas.
Zur Vorbereitung im Iran – und anderen arabischen Ländern – spielt außerdem Henna eine große Rolle. Bei einer Art Brautparty treffen sich Freundinnen und weibliche Verwandte der Braut. Sie wird dabei beschenkt und jemand bemalt ihr die Hände und Unterarme mit Henna.
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